Ich weiß selbst wie gefährlich überzogene Erwartungen sind. Vor allem, wenn einem das Gefühl gegeben wird, dass es von der "Performance" abhängt, ob man es als Mensch wert ist, Aufmerksamkeit und Liebe zu bekommen.
Den daraus resultierenden Perfektionismus und das Gefühl es nie wert zu sein, wird man auch im Erwachsenenalter nur schwer wieder los.
Daher ist es für mich eine Binsenweisheit, dass wir "alle nur Menschen" und "nicht perfekt" sind. Und daher verzeihe ich generell eigentlich zu viel.
Was ich aber wirklich nicht ausstehen kann, sind diese Relativierungen, wenn man große Scheiße angestellt hat.
"Ich bin doch nur ein Mensch."
"Jeder macht mal Fehler."
"Du hast mich wütend gemacht."
"Ich bin halt ein Feigling."
"Jeder hat halt einen Punkt, an dem er bricht."
"Du bist doch auch nicht perfekt!"
Was ist so verdammt schwer daran, einfach mal dazu zu stehen, was man getan hat, ohne Relativerung, Derailing und Umkehrung des Fingerzeiges?
Das ist doch schließlich der erste und notwendige Schritt zur Besserung.
Und nur wenn man sieht, dass der andere wirklich kapiert, was er angerichtet hat, kann (KANN) man wirklich irgendwann verzeihen.
Aber die meisten Entschuldigungen sind nicht nur schlecht, sie sind auch schlicht nur taktische Maßnahmen.
Wirkliche Einsicht der Schuld und Absicht zur Besserung sind gar nicht vorhanden, weil man ja zumindest vor sich selbst rechtfertigen kann, was man getan hat (auch wenn man das, ebenfalls taktisch, nicht zugeben würde).
Aber man will ja wieder gemocht werden.
So kann man dann höchstens den Frieden kurzfristig wieder herstellen, aber ändern wird sich dann selbstverständlich gar nichts.
Ob der Song nun so gemeint ist oder nicht, können wir sowieso nur raten.
Vielleicht bin ich da auch übersensibel aufgrund von Erfahrungen mit allzu "menschlichen" Menschen.