Lara's Hangout - Das Forum von TRForge.net
PC-Spiele und Suchtgefahr - Druckversion

+- Lara's Hangout - Das Forum von TRForge.net (https://www.trforge.net/forum)
+-- Forum: Games & Technik (https://www.trforge.net/forum/forumdisplay.php?fid=3)
+--- Forum: Gaming allgemein (https://www.trforge.net/forum/forumdisplay.php?fid=78)
+--- Thema: PC-Spiele und Suchtgefahr (/showthread.php?tid=206)

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16


- Codo - 19.10.2009

Wundert mich nicht, es heisst ja auch immer, dass Mädchen kein Mathe können (und umgekehrt Jungs nicht lesen).
Solche Erwartungshaltungen wirken sich enorm auf die Leistungsfähigkeit aus. In Ländern mit höherer Gleichberechtigung und weniger Geschlechterklischees sind Mädchen in Mathe genauso gut oder sogar besser als Jungs.
http://www.zeit.de/online/2008/23/mathe-geschlechterkluft

Zitat:Ich selber kenne keine *Killerspiele* und spiele sie schon erst recht nicht, aber ich habe gelesen, dass es Spiele gibt, die einzige das Abschlachten von Gegnern oder sogar von unbeteiligten zur Zielsetzung haben, dass gefoltert werden muss, gemetzelt und verstümmelt und was weiß ....
So was gibt es, aber die Jugendlichen, die solche Spiele konsumieren, dürften eine sehr kleine Minderheit sein. Solche Spiele bekommt man schließlich nur auf illegalem Weg. Und das ist ja auch nicht der Kern der Debatte, sondern der Generalverdacht, unter den alle Spiele mit Gewalt gestellt werden. Counterstrike wird ja gerne als "das" Killerspiel überhaupt dargestellt, wobei die Brutalität auch nicht höher ist als in einem James-Bond-Film, und der Schwerpunkt auf Taktik und nicht auf Gemetzel liegt. Der Debatte fehlt einfach die Abgrenzung. Es wäre das gleiche, wegen ein paar extremer Horrorfilme die gesamte Filmindustrie zu verurteilen.

Zitat:Meine Fragestellung an Euch geht genau in die Richtung , die auch in der Studie versucht wird zu untersuchen: und zwar: ob ihr es nicht doch für möglich haltet, dass Jugendliche, die exzessiv Gewalt verherrlichende Spiele konsumieren auf Dauer Verhaltensveränderungen zeigen könnten.... gerade in Bezug auf aggressives Verhalten und zwischenmenschliche Kommunikation.
Ich denke schon, dass Leute, die sowieso schon den Bezug zur Realität verloren haben und unter Psychosen leiden durch solche Spiele noch weiter abrutschen. Aber solchen Menschen ist auch nicht einfach geholfen, in denen man ihnen die Spiele wegnimmt, weil sie sich dann Ersatz besorgen, z.B. in Form von Horrorfilmen. Die Kernfrage ist doch, ob es sich um Symptome oder Ursachen handelt.


- Rüdiger - 19.10.2009

Ich kann mich erinnern, dass Karl May in seiner Autobiografie erwähnte, dass man ihm als Jugendlichen mal seine "Rinaldino Rinaldini"-Romane wegnehmen wollte, weil diese "Schundliteratur" über einen Räuberhauptmann einen schlechten sittlichen Einfluß auf Jugendliche hätte. Das war so um 1850 herum... Wenn es keine Computer oder Videos gäbe, würde sich noch irgendwas anderes finden, was schuld wäre. Das war offenbar immer schon so, so weit die Zensur auch reichen mag.


- TifaNazah - 20.10.2009

Ist keinem die Idee gekommen, dass Killerspiele vielleicht die Agressivität und Amokläufe erniedrigen?

Als ich noch jünger war hab ich auch manchmal Blood und Quake gespielt, manchmal auch um absichtlich meine Wut auszulassen. An Amoklauf hab ich aber dennoch nicht gedacht.

Wenn Boxen als Anti-Agressionstraining fungiert, warum nicht "Baller/Killerspiele" auch?

Naja zu Studien hab ich grudnsätzlich nur das hier zu sagen: Hrhr - ich wette ich kann in 14 Tagen eine Studie aufstellen, bei der herauskommt, dass Killerspiele den Agressionspegel vermindern. Im Endeffekt kann man alles mit richtigen Zahlen unterlegen, man muss nur die richtigen Fragen stellen - Studien (jeglicher Befragungsart) sind zum einen manipulativ, zum anderen nie aussagekräftig (finde ich), wenn man nicht jeden Menschen auf der Welt befragt - und selbst dann, selbst wenn Studien anonym sind, gibt es keine Garantie, dass der Befragte die wirklich wahrgenommene Meinung sagt (entweder weil er absichtlich lügt, weil er spontan eine Entscheidung trifft, die er bei weiterem Überdenken zurück nimmt oder weil er unbewusst lügt).

Und irgendwer hat auch mal die Killerspiele erfunden und programmiert, derjenige ist also auch vorher agressiv gewesen und nicht erst dadurch geworden - eien gewisse Agressivität ist verankert im Menschen, also warum ihm nicht erlauben sich im Cyberspace (oder Fantasien etc.) auszuleben als in echt?

Ich hab auch lieber die Spinner die 14 jährigen Mädchen zum Cybersex per Text im Internet verführen anstatt sie in echt zu vergewaltigen...

Naja nur so als Denkansatz. Selbst wenn man jetzt noch die Spiele verbietet, selbst wenn sie wirklich Agressiv machen - es ist zu spät, auf den polnischen und russischen Märkten wird man sich immerdiese Spiele illegal besorgen können, so wie man bei GTA auch einfach die österreichische unzensierte Version (auch ich besitze eher zufällig diese) erhalten hat, wenn man nur wollte (selbst in offiziellen Spieleläden, deren Namen ich jetzt nicht nennen werde). Etwas was so weit im Gange ist kann man auch mit einem Verbot nicht mehr stoppen.

see u
Tifa Nazah

see u
Tifa Nazah


- Rüdiger - 21.10.2009

TifaNazah,index.php?page=Thread&postID=48059#post48059' schrieb:Ich wette ich kann in 14 Tagen eine Studie aufstellen, bei der herauskommt, dass Killerspiele den Agressionspegel vermindern. Im Endeffekt kann man alles mit richtigen Zahlen unterlegen, man muss nur die richtigen Fragen stellen
Das glaub ich dir auf jeden Fall. Wie sagte schon Churchill: "Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe." Wink


- Flo - 21.10.2009

TifaNazah,index.php?page=Thread&postID=48059#post48059' schrieb:Wenn Boxen als Anti-Agressionstraining fungiert, warum nicht "Baller/Killerspiele" auch?
Damit hast du etwas Wichtiges angesprochen wie ich finde. Der Kernpunkt der ganzen Sache ist doch, dass die meisten Eltern/Lehrer/alle anderen, die an der Erziehung beteiligt sind, den Kindern nicht die Möglichkeit geben das Gesehene zu verarbeiten.

Das ist doch das gleiche wie wenn ich mein Kind stundenlang vor die Glotze hocke. Und selbst wenn ich sowas mache muss ich zumindest mit meinem Kind über das "Erlebte" sprechen, sonst war das nichts anderes als eine Berieselung, Lerneffekt: Null. Und ich kenne einige Fälle, in denen die Kinder vor der Glotze regelrecht verblödet sind, besser gesagt konnten sie ihr Potenzial nicht entfalten. Das würde ich sogar als Massenphänomen bezeichnen, viel schlimmer als Amokläufe, die sowieso kaum zu verhindern sind.

Bei einem psychisch Kranken kann so eine Verarbeitung erst recht nicht stattfinden, weil er sich im Gegensatz zu einem normalen Kind auch noch verschließt oder niemanden zum Reden hat.

Wenn man aber in der Lage ist das zu verarbeiten - und das trifft auf fast jeden zu - und natürlich nicht den ganzen Tag vor der Flimmerkiste sitzt, hat im Grunde jedes Spiel einen positiven Effekt. Sei es zum Training der Reaktionsgeschwindigkeit, der Kreativität, usw. Und dieser positive Effekt ist bei Spielen sogar stärker, weil man im Gegensatz zur Glotze auch noch aktiv ist.

"Richtige" "Killerspiele" sind natürlich bedenklich, aber da besteht von Seiten der Politik überhaupt kein weiterer Handlungsbedarf, weil solche Spiele wie "Manhunt" sowieso indiziert sind. Es wird sogar jetzt schon (aus meiner Sicht) viel zu viel zensiert, wenn ich da zum Beispiel an Assassin's Creed 2 denke.
Man sollte sich schließlich im Klaren sein, dass die meisten Spiele nur Erwachsene erwerben können - und da sollte man doch schon ein wenig Eigenverantwortlichkeit erwarten können, oder gibt es seit neustem nur eine halbe Volljährigkeit (, Herr Pfeiffer? Grr )


- Codo - 21.10.2009

Joah...man sollte auf jeden Fall vorsichtig sein mit Statistiken sein. Aber prinzipiell unbrauchbar sind sie nicht, sonst könnte man gar keine Wissenschaft betreiben. Wink
Die Tricks, mit denen aus manipulativer Absicht an Statistiken rumgepfuscht werden, kann man relativ leicht aufdecken, wenn man von der Materie ein wenig was versteht. Eine wissenschaftliche Veröffentlichung wie dieses Paper sollte so gut das Verfahren dokumentieren, dass man es selbst nachvollziehen und die Ergebnisse wiederholen kann. Der darin verwendete Fragebogen ist jedenfalls ein standardisiertes Verfahren ohne manipulative Fragestellungen. Googelt mal "Big Five Persönlichkeitstest", dann seht ihr, wie so ein Test funktioniert.

Das Problem der "Schwammigkeit" solcher Ergebnisse liegt daran, dass man sich solchen Fragestellungen wie der möglichen Erhöhung der Aggressivität durch Spiele nur durch Fragebögen nähern kann.
Psychologie ist eine empirische Wissenschaft und kann daher nie Ergebnisse produzieren, die auf so festem Fuße stehen wie die der exakten Wissenschaften. Ein Interpretationsspielraum der Ergebnisse ist daher zwangsläufig gegeben. Eine Kausalität wird auf diese Weise auch nicht gefunden werden können sondern nur Gleichzeitigkeiten.

Ich denke, die Hirnforschung wird uns bei solchen Fragestellungen in Zukunft weiter helfen, die Kausalitäten zu verstehen. Die Aktivität von Gehirnarealen bei bestimmten Tätigkeiten lässt sich schließlich physikalisch messen. Mich würde das mal interessieren: Welche Teile des Gehirns sind beim Spielen von Computerspielen aktiv, und welche Areale sind aktiver oder weniger aktiv nach dem Spielen, beispielsweise eine Stunde später? Wie unterscheiden sich die Gehirne von Nichtspielern und Spielern? Die Gehirne von Tänzern und Nichttänzern, Musikern und Nicht-Musikern weisen schließlich auch charakteristische Unterschiede auf.

Dass man sich wie Tifa durch Spiele auch abreagieren kann, kann ich jedenfalls auch bestätigen. Es gibt sicherlich verschiedene Spielertypen, die ganz unterschiedlich reagieren. Das herauszufinden wäre doch echt mal spannend. Smile


- gabiza7 - 22.10.2009

Die Zeiten ändern sich. Früher durften Lehrer ja z.B. ihre Schüler schlagen, ich finde das schlimmer, als wenn ein normaler Mensch zum Ausgleich hin und wieder Killerspiele spielt. Killerspiele können bei bestimmten Gruppen zu den negativen Effekten führen, bei anderen Personenen aber positive Effekte erzielen. Es gibt auch einen sehr großen Unterschied zwischen tatsächlicher und virtueller Gewalt, die Leute, die Killerspiele verbieten wollen, sollen mal darüber nachdenken wieviele Eltern ihre Kinder schlagen, wieviele Menschen zu anderen Menschen körperlich oder verbal grausam sind. Kriege werden komischerweise gesellschaftlich akzeptiert und Mobbing in der Schule ist so ein kleiner Delikt(, dass er den Lehrer oftmals nichtmal einen Verweis wert ist, wo man doch bei ein paar mal Hausi vergessen schon einen Verweis bekommt), Killerspiele nicht.
Es gibt Unzufriedenheit und Wut und daran sind wir alle miteinander Schuld, in erster Linie im Umgang miteinander.


- Rüdiger - 23.10.2009

gabiza7,index.php?page=Thread&postID=48089#post48089' schrieb:Es gibt auch einen sehr großen Unterschied zwischen tatsächlicher und virtueller Gewalt, die Leute, die Killerspiele verbieten wollen, sollen mal darüber nachdenken wieviele Eltern ihre Kinder schlagen, wieviele Menschen zu anderen Menschen körperlich oder verbal grausam sind. Kriege werden komischerweise gesellschaftlich akzeptiert und Mobbing in der Schule ist so ein kleiner Delikt...
Tatsächliche Gewalt wird groteskerweise weniger bekämpft als virtuelle. Sonst wäre z.B. der Box"sport" verboten, obwohl es von hier vom Zusammenschlagen von Leuten auf der Straße nur ein kleiner Schritt ist. Computerspiele haben wahrscheinlich einfach keine alteingesessene Lobby... wie z.B. neben Boxen auch Schießen in Schützenvereinen.


- Codo - 23.10.2009

An sich halte ich Schützensport und Boxen nicht für gefährlich. Es kommt auch hier auf das "Wie" an.
Beim Wing Chun wurden Schlägertypen und sonstige nicht geeignete Persönlichkeiten vom Training ausgeschlossen, und wir haben im Unterricht auch darüber diskutiert, wann man sich wie verteidigen darf, wann man als Nichtbeteiligter eingreifen darf usw.
Leider gibt es Kampfsportarten, die jeden "Asi" aufnehmen. Mein Bruder hat erzählt, was für Leute bei ihm beim Kickboxen dabei waren. [Bild: 5.gif]
Da hätten die Trainer wirklich mehr Verantwortung übernehmen müssen. Thumb down
Genauso sollte beim Schützensport darauf geachtet werden, ob irgendwelche Idioten dabei sind, und vor allem sollte darauf geachtet werden, dass bei den Leuten nicht irgendwelche Waffen rumliegen. Wenn Leute einfach nur aus Konzentrations- und Koordinationsübung (wie meine Eltern) ein paar Löcher in eine Scheibe schießen, sehe ich kein Problem darin.

Welches "Freizeitvergnügen" ich allerdings wirklich für bedenktlich halte, ist die Jagd. Da schießt man nicht virtuell, indem man eine Maus bewegt, und ist nicht einfach nur ein Sport. Da wird mit echten Waffen auf echte Lebewesen geschossen. Leider ist die Jägerlobby extrem stark, insofern taucht dieses Thema (im Gegensatz zu den Killer-SPIELEN) in der Debatte kaum auf.


- Rüdiger - 23.10.2009

Ich geb mal ein anderes Beispiel. Kind wird im Park von Hund ins Bein gebissen. Es dauert Wochen, bis die Wunde verheilt ist. Eltern geben dem Kind ein Spiel, in dem es (wie einstens Moorhühner) böse Hunde am Bildschirm abknallen kann.

Ich könnte wetten, dass die Zahl der Leute, die sich über die virtuelle Gewalt aufregen ("wie können die Eltern zulassen, dass ihr Kind so was spielt?!") größer ist als die Zahl derjenigen, die sich über den real blutenden, verletzten Menschen ("das kann halt mal passieren...") aufregen. Cursing
Doch eigentlich steht das in keinem Verhältnis* zur Realität, oder? Anwesende Studenten sagen vermutlich "kognitive Dissonanz" zu so etwas Wink