15.03.2007 21:25
Hallo!
Ich habe von einem guten Freund einen Link zu einem Forum des Internet-Computerspiels World of Warkraft bekommen. Geh?rt hat sicher jeder schon mal davon.
Mir ist zugegeben nur soviel bekannt, dass es ein Spiel ist, in dem man einen Charakter ?bernimmt und mit diesem allein oder in Zusammenarbeit mit anderen Spielern Missionen ausf?hrt.
Nun, der langen Rede kurzer Sinn. Ich las mir also das Posting in dem betreffenden Forum durch und war... ersch?ttert. Ich kopiere euch den Text, doch sage gleich vorweg, dass er ziemlich lang ist und mich teilweise wirklich ersch?ttert hat.
WoW - Der soziale Verfall eines Menschen | 06.11.2006 10:26:51
Mit diesem Artikel m?chte ich auf eine zunehmende Gefahr hinweisen, die meines Erachtens soviel Suchtpotential in sich birgt und so einen gro?en Einfluss f?r die heutige Jugend darstellt, dass man sie in naher Zukunft neben Drogen&Alkohol zu einer der gr??ten Bedrohungen f?r heranwachsende Menschen z?hlen muss. Die Rede ist von Online-Spielen wie World of Warcraft, die neben einem starken Realit?tsverlust auch zur sozialen Abgrenzung f?hren. Dazu nun mein eigener Erlebnisbericht.
Tag 1:
Mein Name ist Andy, ich bin 22 Jahre alt, lebe in einem sehr geordneten & harmonischen Familienhaushalt, bin ein ?berdurchschnittlicher Sch?ler, wiege 80 Kg und treibe seitdem ich auf 2 Beinen stehen kann regelm??ig Sport auf fast schon professioneller Basis. Laut des letzten Fitnesstest wurde mir ein biologisches Alter von 20 Jahren errechnet, bei einer ?berdurchschnittlichen Kondition, was auch darauf zur?ck zu schlie?en ist, dass ich weder rauche, noch Alkohol trinke. Ich bin also f?r mein Alter fiter, als ich sein d?rfte! Ich darf mich in einem sehr gro?en Freundeskreis einer ?beraus gro?en Beliebtheit erfreuen und habe eine bildh?bsche Freundin an meiner Seite, um die mich viele meiner Mitmenschen beneiden. Neben dem Sport und meiner gr??ten Leidenschaft, der Musik, (ich spiele Gitatarre&Klavier) habe ich unz?hlige Hobbys in die ich all meine Freizeit stecke. Es ist der 11.Februar 2005 und heute begehe ich einen der gr??ten Fehler meines Lebens.
Der Tipp eines Freundes macht mich auf das Online MMORPG-Spiel World of Warcraft aufmerksam, dass am heutigen Tag sein Erscheinungstermin feiert. Da das Wetter immer noch sehr ungem?tlich ist und ich f?r ein bisschen Abwechslung in meinen, in letzter Zeit etwas ?den Alltag bringen m?chte, entscheide ich mich dazu dieses Spiel zu kaufen um mir ab und an mal einen Eindruck davon verschaffen zu k?nnen.
Zu Hause angekommen installiere ich das spiel und sammel in den folgenden 2 Stunden die ersten Eindr?cke, einer sehr farbenfrohen und augenscheinlich aufregenden Welt, da ich anschlie?end zum Training muss, entscheide ich mich diese mysteri?se Welt morgen weiter auszuforschen.
4 Wochen sp?ter:
In den letzten 4 Wochen habe ich, auch aufgrund des schlechten Wetters, immer mehr Zeit gefunden, diese sehr lustige und unterhaltsame Welt zu bereisen. Ich habe erste Kontakte zu anderen Spielern gekn?pft und konnte schon erste Erfolge, der mir selbst gesteckten Ziele feiern. Ich habe mich fast jeden 2., 3. Tag neben Freundin, Training und anderen Verpflichtungen, dazu entschlossen zu spielen.
3 Monate sp?ter:
World of Warcraft hat sich jetzt schon, wegen seines gro?en Unterhaltungsfaktors zu einem neuen Hobby entwickelt. Die letzten Tage haben mich meine Eltern des ?fteren beim Abendbort vermisst und auch das Training letzten Dienstag liess ich Ausnahmsweise ausfallen, weil ich mich mit 4 anderen Spielern zu einer Aufgabe verabredet hab, die man alleine im Spiel nicht bew?ltigen kann.
6 Monate sp?ter:
Ein halbes Jahr ist vergangen und ich bin immer noch sehr motiviert am Spielgeschehen von World of Warcraft teilzunehmen, was f?r mich eigentlich untypisch ist, da ich immer sehr schnell die Lust an PC Spielen verloren habe. Hier scheint es eher anders. Desto mehr Zeit ich investieren, umso mehr Dinge entdecke ich, umso mehr Leute lern ich kennen. Ich setz mir neue Ziele und hab die letzten Wochen meine Termine so gelegt, dass ich Abends viel zeit zum Spielen habe. Meine Freundin meckert, dass ich sie in letzter Zeit vernachl?ssige und mich sowieso ein wenig ver?ndert habe. Eigentlich gab es in unserer Beziehung vorher nie Differenzen aber das Spiel sorgt manchmal f?r Diskussionen & Streit. Dazu kommt, dass meine Mutter meckert, dass ich mir endlich abgew?hnen soll am PC zu essen und stattdessen doch mal endlich wieder mit der ganzen Familie Abends am Essenstisch zu sitzen, wie es sonst immer der Fall war. Ich hab mich dazu entschlossen ein paar meiner anderen Hobbys aufzugeben, weil mir WoW soviel Spa? macht, dass ich meine Zeit lieber darin investiere. Um Ehrlich zu sein, wenn es nach mir ginge, br?uchte ich auch nicht 3 mal die Woche zum Fussball Training. Generell f?llt es mir in letzter zeit schwer alles unter einen Hut zu bringen, da neben Arbeit und Klavier, meine Freunde auch immer noch Zeit beanspruchen. Dabei hab ich in letzter Zeit, beim spielen, wenn eine SMS kam, das Klingeln einfach ignoriert und mich auch nicht durch SMS meiner Freundin vom spielen ablenken lassen. Ich m?sste mein Zimmer mal wieder aufr?umen und generell ist in letzter Zeit einiges auf der Strecke geblieben, aber daf?r komm ich im Spiel voran und hab mir unter all den anderen Spielern schon einen kleinen Ruf aufgebaut, viele k?nnen mit dem Namen meiner Spielfigur etwas anfangen und ich empfinde regelrechten stolz, wenn man sich im Spiel aus Respekt vor mir verbeugt oder salutiert.
9 Monate sp?ter:
Meine Mutter hat aufgegeben immer wieder wegen des Abendbrots mit mir zu diskutieren und schiebt mir nun oftmals Kopfsch?ttelnd einen Teller mit Essen auf den Schreibtisch um dann schweigend und offensichtlich entt?uscht das Zimmer zu verlassen. Ich habe meine Freundin in letzter Zeit kaum gesehen und mein Opa liegt seit 3 Wochen im Krankenhaus. Ich glaube ich sollte ihn mal besuchen, aber heut und morgen geht dass nicht, denn wir, also die Spieler mit denen ich in letzter Zeit viel zusammen gespielt hab, haben uns f?r die kommenden Tage ein gro?es Ziel gesetzt, was wir zusammen erreichen wollen. Wir haben auch die letzten 2 Wochenenden fast komplett miteinander durchgespielt, sprich bis zu 14 Stunden t?glich, weswegen ich letzte Woche mein Fussballspiel irgendwie verpasst habe. Meine Freunde regen sich auf, dass ich kaum noch mit ihnen auf Party fahre und mein Klavierlehrer quatscht mir seit Wochen die Ohren voll, dass ich endlich mal wieder ein bisschen was tun soll.
1 Jahre und 6 Monate sp?ter:
Der Z?hler meiner Spielzeit zeigt an, dass ich bisher 173 Tage in das Spiel investiert hab. Das sind 4152 Stunden. Eine ziemlich gro?e Zahl wie ich finde, daf?r z?hle ich jetzt aber zu einen der angesagtesten Spielern in dieser immer noch so aufregenden Welt. Das war sicher auch Grund daf?r, warum ich vor gut 10 Monaten, nach einer 3 seitigen Bewerbung, einem 40 min?tigen Bewerbungsgespr?ch mit 3 Gildenoffizieren und einer 4 w?chigen Probezeit in die beste Spielervereinigung Deutschlands aufgenommen wurde. Wo ich auf viele Gleichgesinnte getroffen bin, die World of Warcraft genauso wie ich sch?tzen und ehrgeizig und zielstrebig das angehen, was ich mir so vorgenommen habe. Von da an ging es rasend voran im Spiel. Ich spiele zwar mehr als vorher, aber dass auch viel effizienter, da wir eine Menge wirklich guter Leute haben. Wir sind ?ber 60 Leute, bei denen vom Anwalt ?ber den Medizin-Studenten bis hin zum Vater von 4 Kinder alles vertreten ist. Ich habe privat einige Abstriche machen m?ssen, damit ich das hohe Pensum erf?llen kann, was wir uns alle gemeinsam gesetzt haben. Aber auch daf?r hab ich schnell eine L?sung gefunden, denn seit gut einem halben Jahr hab ich WoW auch auf den Rechner in der Uni installiert und kann so vormittags ganze 8 Stunden ungest?rt spielen und mich damit auf das vorbereiten, was wir uns Abends immer so vornehmen. Ich spiele schon seit Monaten kein Fussball mehr, da ich mich am Ende nur noch mit meinen Trainern und den anderen in den Haaren hatte, weil sie der Meinung waren, dass ich keine Leistung mehr bringe und mit dem Kopf woanders bin. Meine Freundin hat mich auch schon lange verlassen? sie meinte es w?re nicht mehr wie am Anfang und hat bestimmt 3 Stunden erkl?rt warum und wieso sie mich verl?sst, aber ich war mit den Gedanken schon bei meinen Jungs? irgendwie hatten wir ja in letzter Zeit eh kein Kontakt mehr und ich muss mir jetzt sowieso den Kopf freihalten, damit ich konzentriert an den gesetzten Zielen arbeiten kann, die ich und meine Jungs vor Augen hab. Darum ist mein Handy auch seit Tagen auf lautlos und ich dr?cke die nur noch wenigen Anrufe&SMS meiner Freunde einfach weg. Meine Eltern sprechen in letzter Zeit kaum noch mit mir und wenn dann ist es eh irgend ein Bl?dsinn von wegen ich w?re Computers?chtig und sollte mal wieder was im Haushalt machen. Nichtmal an meinem Geburtstag letztens haben sie aufgeh?rt mit meckern, dabei war ich an dem Tag so gut gelaunt, weil wir einen Weltrekord im Spiel gebrochen haben, f?r den wir den ganzen Tag geackert haben. Da meine Mutter meinte, sie wird so lange kein Essen mehr f?r mich kochen, bis ich nicht endlich wieder unten mit am Tisch sitze, hab ich in letzter Zeit ?fters mal beim Chinesen oder Italiener bestellt.
2 Jahre sp?ter:
Mein Schreibtisch, der durch meine sonst so ordentliche Art immer sehr aufger?umt war, gleicht einem Kriegsschauplatz. Neben Essenresten, verklebten Tellern und irgendwelchen unge?ffneten Briefen (Rechnungen, Mahnungen, irgendwelche Post von Verwandten) liegen 1000 kleine Zettel herum, auf die ich irgendwelche wichtigen Informationen f?rs Spiel notiert hab. Das einzige was noch ordentlich ist, sind die ganzen Essens-Bestell-Zettel, die ich mittlerweile gut geordnet am Rand mit passenden Geldbetr?gen liegen hab, damit ich nicht immer durchs ganze Haus rennen und suchen muss. In letzter Zeit f?llt das Spielen viel leichter, da mich so gut wie nichts mehr dabei st?rt, denn mein Handy klingelt schon lange nicht mehr und meine Eltern sehe ich eigentlich nur noch fl?chtig, wenn ich mein Zimmer verlasse um schnell in den Spielpausen auf Toilette zu rennen. Die wenige Bewegung hat sich auch bemerkbar gemacht? ich hab einen ganz sch?n dicken Bauch bekommen und wieg jetzt 95Kg. Ich trag meine Haare jetzt l?nger, weil ich eh nie Zeit finde zum Friseur zu gehen. Warum auch!? Eine Freundin hab ich schon lang nicht mehr und ich kann mich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte mal auf einer Party war. Daf?r bin ich ein Organisationstalent geworden, was den Alltag angeht, denn alles wird anhand der Spielzeiten meiner Gilde angepasst, auch wenn ich nun mein reales Leben nach dem virtuellen richte und nicht mehr umgekehrt. Ich bin Abends 7 Stunden, 6 Tage die Woche mit einer 40-k?pfigen Armee unterwegs und bereite mich darauf vormittags in der Uni 8 Stunden vor. Ich war diesen Sommer nichtmal mit am Strand, selbst wenn draussen die Sonne br?tend hei? war. Na gut, dass hab ich eh nicht mitbekommen, da meine Jalousien schon ?ber 12 Monate nicht mehr oben waren. Ehrlich gesagt hab ich auch nicht vor sie hochzuziehen, da auf ihnen der Staub fingerbreit steht. Ich hatte in den letzten Wochen Schwierigkeiten den Beamer meines Dozenten in der Uni zu sehen und muss deshalb jetzt eine Brille tragen, dass das daran liegen k?nnte, dass ich seit Monaten t?glich ?ber 10 Stunden auf meinen Bildschirm gucke ist mir relativ egal. Mein Desktop, der fr?her mit nur 5 Symbolen geschm?ckt war, ist jetzt voll mit Verkn?pfungen von irgendwelchen Foren, WoW-Seiten, Seiten anderer Gilden oder was sonst noch mit dem Spiel zu tun hat. Nach den anf?nglichen Zielen sind 10 neue gekommen, waren die erreicht, boten sich 20 neue Wege wie ich meinen Spielcharackter noch verbessern kann. Mittlerweile hab ich kaum noch einen ?berblick, was ich als erstes erledige? denn ich bin momentan dabei das h?chste anzustreben was man im Spiel erreichen kann und was vor mir nur sehr wenige geschafft haben => Den h?chsten Offiziersrang! Ich rechne zwar damit, dass ich f?r die Verwirklichung dieses Traumes 3 Monate mit t?glich 14 Stunden brauchen werde, aber dann bin ich echt einer der gr??ten Helden unter den Spielern. Ja Traum, denn in letzter Zeit drehen sich meine Gedanken auch in den wenigen Stunden abseits des Rechners rund um das Spielgeschehen. Was mach ich heute, was morgen, wo muss ich hinreisen, mit wem muss ich noch welchen Tempel erobern, welche R?stung muss ich mir noch bauen lassen, wie viel Gold mit meinem Ingame-Beruf erarbeiten.
Vor kurzen hat einer meiner besten Freunde im Game aufgeh?rt mit spielen und bei seinem sehr ergreifenden Abschiedseintrag im Forum konnte ich mir 2, 3 Tr?nen nicht verkneifen. Ich kann mir das immer noch nicht vorstellen, wie das alles ohne ihn aussehen soll? wir haben doch immer alles zusammen gemacht. Ich weiss noch wie er sagte: ?Weck deine Eltern nicht? als ich mitten in der Nacht schrie als h?tte ich eine Weltmeisterschaft gewonnen, nur weil ich endlich die Waffe bekommen hab, die ich vergeblich versucht habe seit Monaten zu ergattern. Ja, wenn ich so recht ?berlege bin ich emotional schon ziemlich an das Spiel gebunden. Meine Launen wachsen und d?mpfen sich mit dem Spielgeschehen. Erreiche ich etwas neues, bin ich gut gelaunt, motiviert und spr?he vor neuem ergeiz, habe ich hingegen mit Misserfolgen zu k?mpfen macht sich unter uns der Frust breit.
Nebenwirkungen:
Ich habe in den letzten Monaten versucht, mit jedem ?ber WoW zu reden, der mir ?ber den Weg lief, ganz egal ob er selber spielt oder nicht. Es ging immer darum noch mehr zu erfahren, Tipps zu bekommen, oder sich in Fachgespr?chen weiter zu entwickeln. Das ist sicher Grund daf?r warum ich nichts mehr mit meinen alten Freunden zu tun habe. Sie haben einfach kein Verst?ndnis daf?r und verstehen nicht worum es geht und was ich erreicht habe! Daf?r wurde jeder, der mir nur ansatzweise zugeh?rt hat, als ein idealer Gespr?chspartner eingestuft und wenn er selbst nicht spielt, habe ich ihn versucht davon zu ?berzeugen, mit dem spielen zu beginnen. Als w?re ich in einer Sekte und werbe um neue Mitglieder, nur damit die Spielergemeinschaft w?chst. Sogar meine Freunde habe ich anfangs vergebens versucht in diese virtuelle Welt zu ziehen, vielleicht, damit ich endlich mal wieder was mit ihnen unternehme ohne gleich aufs spielen verzichten zu m?ssen, oder mein Zimmer zu verlassen. Eigentlich wurden die parallelen zwischen realem Leben und dem virtuellen immer verschwommener, denn ich habe im Spiel ein komplett neues Leben geschaffen in dem ich Verbindungen zu anderen aufgebaut habe, die ich dann wieder pflegen musste. Ich musste in einem System funktionieren, dass in unserer Gilde (Deutschlandweit Platz 1) schon milit?rische Ans?tze hatte, denn jeden Abend wurde absolute P?nktlichkeit, Disziplin und Konzentration von jedem einzelnen gefordert, da der Druck von aussen stetig wuchs, neue Erfolge zu erzielen. Ich musste im Spiele Aufgaben erledigen, einkaufen, meinem Job nachgehen und hab immer mehr versucht die 24 Stunden, die mir am Tag zur Verf?gung stehen, auf 2 Leben aufzuteilen. Dabei war nicht selten das Resultat, dass in der einen Welt etwas auf der Strecke blieb, was in der anderen Welt f?r Fortschritt sorgte. Ich hab quasi in einem Leben verloren und daf?r im anderen gewonnen. Um dass alles dann noch effektiver zu verbinden habe ich versucht meine reellen Freunde noch mit ins Spielgeschehen mit einzubinden, aber auch mein K?rper passte sich immer pr?ziser dem Spielgeschehen an, dass ich zum Beispiel immer p?nktlich zu den Spielpausen Hunger bekam und auf Toilette musste, somit bin ich ein f?r meine Begriffe noch effizienterer Spieler geworden. Ich z?hlte ohnehin als sehr diszipliniert in unserer SpielCommuntiy.
Ist das Spiel einmal durch w?chentliche Wartungsarbeiten o.a. nicht erreichbar, so weiss man gar nicht recht was man machen soll. Doch statt mal an die frische Luft zu gehen oder sich andersweitig zu besch?ftigen macht man sich ?ber jede Informationsquelle im Internet her, denn man muss ja am Rechner bleiben, damit man sich sofort wieder einloggen kann, wenn der Spielserver wieder da ist. So ist es nicht selten der Fall, dass zu Zeiten der ?Serverdowns? s?mtliche WoW-Seiten im Netz v?llig ?berlastet abst?rzen, weil Millionen von Spielern gleichzeitig versuchen ihren Wissensdurst zu stillen.
Ich habe keinen meiner alten Freunde mehr, von meiner damaligen Freundin ganz zu schweigen. Ich habe nach 16 Jahren meinen Sport aufgegeben, f?hre meine Hobbys nicht mehr aus und das Klavier wurde seit mehr als 1 Jahr nicht mehr angefasst. Ich habe 15 Kg zugenommen und beim Fitnesstest vor 2 Wochen (den ich aus eigenem Interesse absolvierte) ein biologisches Alter von 28 best?tigt bekommen, was bedeutet, dass ich vom letzten Test bis jetzt in 24 Monaten um 8 Jahre gealtert bin. Ich sehe blass und ungesund aus, was auch an meiner etwas ungepflegten Friseur liegen kann. Meine Seekraft hat sich um 25 Prozent reduziert. In der Uni kann ich dem Unterrichtsstoff schon seit geraumer Zeit nicht mehr folgen, weil ich seit 5 Monaten mit Kopfh?rer spiele, was schon lange keinen mehr Interessiert. Da ich in den Pausen kein Bock hab aufzustehen, dr?ck ich meistens meiner Banknachbarin ein paar cent in die Hand, damit sie mir einen Riegel aus dem Automaten mitbringt. Sie ist ohnehin eine der wenigen die den Raum verl?sst, da die 3 Mitsch?ler um mich herum zum Beispiel auch bereits das Spiel installiert haben und sie immer nur wie benebelt ein ?Ja warte, gleich? von sich geben, wenn man sie einmal anspricht.
Ich weiss das ich die letzten 2 Jahre im realen Leben nichts erreicht habe? Ich weiss, dass ich eher 10 Schritte zur?ck gemacht hab. Wo k?nnte ich jetzt stehen, wenn ich die mittlerweile fast 5000 Stunden in etwas anderes investiert h?tte. H?tte ich stattdessen Klavier gespielt, w?re ich sicher besser als Elton John? H?tte ich 5000 Stunden damit verbracht B?cher ?ber Krebs zu lesen, w?re ich sicher einer der angesagtesten Experten auf dem Gebiet. Oder h?tte ich einfach nur, f?r 5 Euro in der Stunde, irgendwo einen Nebenjob angetreten, so k?nnt ich jetzt 25000 Euro mehr auf meinem Konto verbuchen. Statt dessen tauchen immer wieder h?ufiger ?berweisungen auf, bei denen Spielg?ter mit realem Geld gekauft wurden.
Ich kann mir nicht ausmalen, wie viel von den mittlerweile ?ber 6 Millionen Spieler das gleiche durchmachen wie ich es hier beschreibe, ich weiss nur, dass es eine ganze Menge sein m?ssen, denn all die Spieler, mit denen ich zu tun hatte, weisen die gleichen Symptome auf und genauso wie ich ?ber solch Warnungen wie hier, immer hinweg gelesen habe, werden auch andere diesen Artikel abwenden und meinen ?So freaky bin ich nicht, ich hab das alles im Griff? Dabei versuche ich jetzt nur noch vergebens ein paar Leute zu retten, von denen ich denke, dass sie im wahren Leben weitaus mehr erreichen k?nnen, als eine Spielfigur zu steuern. Denn alleine die Leader meiner Gilde, die Tag und Nacht f?r effizienteren Spielfluss und einer optimierteren Abstimmung sorgen und t?glich mit einem ungeheuren organisatorischen Aufwand viele kleinere Firmen locker ?bertrumpfen, w?rden in jedem gr??eren unternehmen, einen wahrhaft hervorragenden Manager abgeben. Fazit ist, dass das hier nicht das Schicksal eines einzelnen Darstellt, sondern vielmehr nur das Spiegelbild einer gro?en Masse ist und wenn ich nur einen einzigen Spielern die Augen ge?ffnet habe, war es den Aufwand wert, dass hier alles zu schreiben, denn solange man mitten im Spielgeschehen steht, mit Spielern die alle den gleichen Alltag an den Tag legen, solange wird man auch nicht die gravierenden Kontraste zur realen Welt sehen, die selbst ich erst wieder nach einer kleinen Spielpause erkannt hab.
Ich f?hle mich immer noch unwohl und kann mich selbst nicht verstehen, wie ich nach diesem Artikel und all den damit verbunden Erkenntnissen immer noch eine ungeheure Lust versp?re mich jetzt sofort wieder einzuloggen. Doch ich stelle mich diesen Entzugserscheinungen und m?chte den Absprung von dem definitiv aufregendsten Spiel der Neuzeit schaffen, damit ich mein reales Leben wieder auf die Reihe bekomme und die drastischen Wendungen in meinem Leben wieder zum guten kehre.
Im ?brigen habe ich meinen Opa immer noch nicht besucht, dabei liegt er seit 7 Monaten nicht mehr im Krankenhaus?. Sondern auf dem Friedhof!
Andy aka. Tinitus
EU. Frostwolf
Link zum Thema: http://forums.wow-europe.com/thread.html...9012&sid=3
Ich wei?, dass z.B. Balulie und Thunder WoW spielen - f?hlt euch bitte nicht angegriffen. Das war n?mlich nicht meine Absicht. :01:
M?chte das Thema Suchtgefahr bei PC-/Internetspielen einfach mal zur Diskussion stellen.
LG mercy
Ich habe von einem guten Freund einen Link zu einem Forum des Internet-Computerspiels World of Warkraft bekommen. Geh?rt hat sicher jeder schon mal davon.
Mir ist zugegeben nur soviel bekannt, dass es ein Spiel ist, in dem man einen Charakter ?bernimmt und mit diesem allein oder in Zusammenarbeit mit anderen Spielern Missionen ausf?hrt.
Nun, der langen Rede kurzer Sinn. Ich las mir also das Posting in dem betreffenden Forum durch und war... ersch?ttert. Ich kopiere euch den Text, doch sage gleich vorweg, dass er ziemlich lang ist und mich teilweise wirklich ersch?ttert hat.
WoW - Der soziale Verfall eines Menschen | 06.11.2006 10:26:51
Mit diesem Artikel m?chte ich auf eine zunehmende Gefahr hinweisen, die meines Erachtens soviel Suchtpotential in sich birgt und so einen gro?en Einfluss f?r die heutige Jugend darstellt, dass man sie in naher Zukunft neben Drogen&Alkohol zu einer der gr??ten Bedrohungen f?r heranwachsende Menschen z?hlen muss. Die Rede ist von Online-Spielen wie World of Warcraft, die neben einem starken Realit?tsverlust auch zur sozialen Abgrenzung f?hren. Dazu nun mein eigener Erlebnisbericht.
Tag 1:
Mein Name ist Andy, ich bin 22 Jahre alt, lebe in einem sehr geordneten & harmonischen Familienhaushalt, bin ein ?berdurchschnittlicher Sch?ler, wiege 80 Kg und treibe seitdem ich auf 2 Beinen stehen kann regelm??ig Sport auf fast schon professioneller Basis. Laut des letzten Fitnesstest wurde mir ein biologisches Alter von 20 Jahren errechnet, bei einer ?berdurchschnittlichen Kondition, was auch darauf zur?ck zu schlie?en ist, dass ich weder rauche, noch Alkohol trinke. Ich bin also f?r mein Alter fiter, als ich sein d?rfte! Ich darf mich in einem sehr gro?en Freundeskreis einer ?beraus gro?en Beliebtheit erfreuen und habe eine bildh?bsche Freundin an meiner Seite, um die mich viele meiner Mitmenschen beneiden. Neben dem Sport und meiner gr??ten Leidenschaft, der Musik, (ich spiele Gitatarre&Klavier) habe ich unz?hlige Hobbys in die ich all meine Freizeit stecke. Es ist der 11.Februar 2005 und heute begehe ich einen der gr??ten Fehler meines Lebens.
Der Tipp eines Freundes macht mich auf das Online MMORPG-Spiel World of Warcraft aufmerksam, dass am heutigen Tag sein Erscheinungstermin feiert. Da das Wetter immer noch sehr ungem?tlich ist und ich f?r ein bisschen Abwechslung in meinen, in letzter Zeit etwas ?den Alltag bringen m?chte, entscheide ich mich dazu dieses Spiel zu kaufen um mir ab und an mal einen Eindruck davon verschaffen zu k?nnen.
Zu Hause angekommen installiere ich das spiel und sammel in den folgenden 2 Stunden die ersten Eindr?cke, einer sehr farbenfrohen und augenscheinlich aufregenden Welt, da ich anschlie?end zum Training muss, entscheide ich mich diese mysteri?se Welt morgen weiter auszuforschen.
4 Wochen sp?ter:
In den letzten 4 Wochen habe ich, auch aufgrund des schlechten Wetters, immer mehr Zeit gefunden, diese sehr lustige und unterhaltsame Welt zu bereisen. Ich habe erste Kontakte zu anderen Spielern gekn?pft und konnte schon erste Erfolge, der mir selbst gesteckten Ziele feiern. Ich habe mich fast jeden 2., 3. Tag neben Freundin, Training und anderen Verpflichtungen, dazu entschlossen zu spielen.
3 Monate sp?ter:
World of Warcraft hat sich jetzt schon, wegen seines gro?en Unterhaltungsfaktors zu einem neuen Hobby entwickelt. Die letzten Tage haben mich meine Eltern des ?fteren beim Abendbort vermisst und auch das Training letzten Dienstag liess ich Ausnahmsweise ausfallen, weil ich mich mit 4 anderen Spielern zu einer Aufgabe verabredet hab, die man alleine im Spiel nicht bew?ltigen kann.
6 Monate sp?ter:
Ein halbes Jahr ist vergangen und ich bin immer noch sehr motiviert am Spielgeschehen von World of Warcraft teilzunehmen, was f?r mich eigentlich untypisch ist, da ich immer sehr schnell die Lust an PC Spielen verloren habe. Hier scheint es eher anders. Desto mehr Zeit ich investieren, umso mehr Dinge entdecke ich, umso mehr Leute lern ich kennen. Ich setz mir neue Ziele und hab die letzten Wochen meine Termine so gelegt, dass ich Abends viel zeit zum Spielen habe. Meine Freundin meckert, dass ich sie in letzter Zeit vernachl?ssige und mich sowieso ein wenig ver?ndert habe. Eigentlich gab es in unserer Beziehung vorher nie Differenzen aber das Spiel sorgt manchmal f?r Diskussionen & Streit. Dazu kommt, dass meine Mutter meckert, dass ich mir endlich abgew?hnen soll am PC zu essen und stattdessen doch mal endlich wieder mit der ganzen Familie Abends am Essenstisch zu sitzen, wie es sonst immer der Fall war. Ich hab mich dazu entschlossen ein paar meiner anderen Hobbys aufzugeben, weil mir WoW soviel Spa? macht, dass ich meine Zeit lieber darin investiere. Um Ehrlich zu sein, wenn es nach mir ginge, br?uchte ich auch nicht 3 mal die Woche zum Fussball Training. Generell f?llt es mir in letzter zeit schwer alles unter einen Hut zu bringen, da neben Arbeit und Klavier, meine Freunde auch immer noch Zeit beanspruchen. Dabei hab ich in letzter Zeit, beim spielen, wenn eine SMS kam, das Klingeln einfach ignoriert und mich auch nicht durch SMS meiner Freundin vom spielen ablenken lassen. Ich m?sste mein Zimmer mal wieder aufr?umen und generell ist in letzter Zeit einiges auf der Strecke geblieben, aber daf?r komm ich im Spiel voran und hab mir unter all den anderen Spielern schon einen kleinen Ruf aufgebaut, viele k?nnen mit dem Namen meiner Spielfigur etwas anfangen und ich empfinde regelrechten stolz, wenn man sich im Spiel aus Respekt vor mir verbeugt oder salutiert.
9 Monate sp?ter:
Meine Mutter hat aufgegeben immer wieder wegen des Abendbrots mit mir zu diskutieren und schiebt mir nun oftmals Kopfsch?ttelnd einen Teller mit Essen auf den Schreibtisch um dann schweigend und offensichtlich entt?uscht das Zimmer zu verlassen. Ich habe meine Freundin in letzter Zeit kaum gesehen und mein Opa liegt seit 3 Wochen im Krankenhaus. Ich glaube ich sollte ihn mal besuchen, aber heut und morgen geht dass nicht, denn wir, also die Spieler mit denen ich in letzter Zeit viel zusammen gespielt hab, haben uns f?r die kommenden Tage ein gro?es Ziel gesetzt, was wir zusammen erreichen wollen. Wir haben auch die letzten 2 Wochenenden fast komplett miteinander durchgespielt, sprich bis zu 14 Stunden t?glich, weswegen ich letzte Woche mein Fussballspiel irgendwie verpasst habe. Meine Freunde regen sich auf, dass ich kaum noch mit ihnen auf Party fahre und mein Klavierlehrer quatscht mir seit Wochen die Ohren voll, dass ich endlich mal wieder ein bisschen was tun soll.
1 Jahre und 6 Monate sp?ter:
Der Z?hler meiner Spielzeit zeigt an, dass ich bisher 173 Tage in das Spiel investiert hab. Das sind 4152 Stunden. Eine ziemlich gro?e Zahl wie ich finde, daf?r z?hle ich jetzt aber zu einen der angesagtesten Spielern in dieser immer noch so aufregenden Welt. Das war sicher auch Grund daf?r, warum ich vor gut 10 Monaten, nach einer 3 seitigen Bewerbung, einem 40 min?tigen Bewerbungsgespr?ch mit 3 Gildenoffizieren und einer 4 w?chigen Probezeit in die beste Spielervereinigung Deutschlands aufgenommen wurde. Wo ich auf viele Gleichgesinnte getroffen bin, die World of Warcraft genauso wie ich sch?tzen und ehrgeizig und zielstrebig das angehen, was ich mir so vorgenommen habe. Von da an ging es rasend voran im Spiel. Ich spiele zwar mehr als vorher, aber dass auch viel effizienter, da wir eine Menge wirklich guter Leute haben. Wir sind ?ber 60 Leute, bei denen vom Anwalt ?ber den Medizin-Studenten bis hin zum Vater von 4 Kinder alles vertreten ist. Ich habe privat einige Abstriche machen m?ssen, damit ich das hohe Pensum erf?llen kann, was wir uns alle gemeinsam gesetzt haben. Aber auch daf?r hab ich schnell eine L?sung gefunden, denn seit gut einem halben Jahr hab ich WoW auch auf den Rechner in der Uni installiert und kann so vormittags ganze 8 Stunden ungest?rt spielen und mich damit auf das vorbereiten, was wir uns Abends immer so vornehmen. Ich spiele schon seit Monaten kein Fussball mehr, da ich mich am Ende nur noch mit meinen Trainern und den anderen in den Haaren hatte, weil sie der Meinung waren, dass ich keine Leistung mehr bringe und mit dem Kopf woanders bin. Meine Freundin hat mich auch schon lange verlassen? sie meinte es w?re nicht mehr wie am Anfang und hat bestimmt 3 Stunden erkl?rt warum und wieso sie mich verl?sst, aber ich war mit den Gedanken schon bei meinen Jungs? irgendwie hatten wir ja in letzter Zeit eh kein Kontakt mehr und ich muss mir jetzt sowieso den Kopf freihalten, damit ich konzentriert an den gesetzten Zielen arbeiten kann, die ich und meine Jungs vor Augen hab. Darum ist mein Handy auch seit Tagen auf lautlos und ich dr?cke die nur noch wenigen Anrufe&SMS meiner Freunde einfach weg. Meine Eltern sprechen in letzter Zeit kaum noch mit mir und wenn dann ist es eh irgend ein Bl?dsinn von wegen ich w?re Computers?chtig und sollte mal wieder was im Haushalt machen. Nichtmal an meinem Geburtstag letztens haben sie aufgeh?rt mit meckern, dabei war ich an dem Tag so gut gelaunt, weil wir einen Weltrekord im Spiel gebrochen haben, f?r den wir den ganzen Tag geackert haben. Da meine Mutter meinte, sie wird so lange kein Essen mehr f?r mich kochen, bis ich nicht endlich wieder unten mit am Tisch sitze, hab ich in letzter Zeit ?fters mal beim Chinesen oder Italiener bestellt.
2 Jahre sp?ter:
Mein Schreibtisch, der durch meine sonst so ordentliche Art immer sehr aufger?umt war, gleicht einem Kriegsschauplatz. Neben Essenresten, verklebten Tellern und irgendwelchen unge?ffneten Briefen (Rechnungen, Mahnungen, irgendwelche Post von Verwandten) liegen 1000 kleine Zettel herum, auf die ich irgendwelche wichtigen Informationen f?rs Spiel notiert hab. Das einzige was noch ordentlich ist, sind die ganzen Essens-Bestell-Zettel, die ich mittlerweile gut geordnet am Rand mit passenden Geldbetr?gen liegen hab, damit ich nicht immer durchs ganze Haus rennen und suchen muss. In letzter Zeit f?llt das Spielen viel leichter, da mich so gut wie nichts mehr dabei st?rt, denn mein Handy klingelt schon lange nicht mehr und meine Eltern sehe ich eigentlich nur noch fl?chtig, wenn ich mein Zimmer verlasse um schnell in den Spielpausen auf Toilette zu rennen. Die wenige Bewegung hat sich auch bemerkbar gemacht? ich hab einen ganz sch?n dicken Bauch bekommen und wieg jetzt 95Kg. Ich trag meine Haare jetzt l?nger, weil ich eh nie Zeit finde zum Friseur zu gehen. Warum auch!? Eine Freundin hab ich schon lang nicht mehr und ich kann mich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte mal auf einer Party war. Daf?r bin ich ein Organisationstalent geworden, was den Alltag angeht, denn alles wird anhand der Spielzeiten meiner Gilde angepasst, auch wenn ich nun mein reales Leben nach dem virtuellen richte und nicht mehr umgekehrt. Ich bin Abends 7 Stunden, 6 Tage die Woche mit einer 40-k?pfigen Armee unterwegs und bereite mich darauf vormittags in der Uni 8 Stunden vor. Ich war diesen Sommer nichtmal mit am Strand, selbst wenn draussen die Sonne br?tend hei? war. Na gut, dass hab ich eh nicht mitbekommen, da meine Jalousien schon ?ber 12 Monate nicht mehr oben waren. Ehrlich gesagt hab ich auch nicht vor sie hochzuziehen, da auf ihnen der Staub fingerbreit steht. Ich hatte in den letzten Wochen Schwierigkeiten den Beamer meines Dozenten in der Uni zu sehen und muss deshalb jetzt eine Brille tragen, dass das daran liegen k?nnte, dass ich seit Monaten t?glich ?ber 10 Stunden auf meinen Bildschirm gucke ist mir relativ egal. Mein Desktop, der fr?her mit nur 5 Symbolen geschm?ckt war, ist jetzt voll mit Verkn?pfungen von irgendwelchen Foren, WoW-Seiten, Seiten anderer Gilden oder was sonst noch mit dem Spiel zu tun hat. Nach den anf?nglichen Zielen sind 10 neue gekommen, waren die erreicht, boten sich 20 neue Wege wie ich meinen Spielcharackter noch verbessern kann. Mittlerweile hab ich kaum noch einen ?berblick, was ich als erstes erledige? denn ich bin momentan dabei das h?chste anzustreben was man im Spiel erreichen kann und was vor mir nur sehr wenige geschafft haben => Den h?chsten Offiziersrang! Ich rechne zwar damit, dass ich f?r die Verwirklichung dieses Traumes 3 Monate mit t?glich 14 Stunden brauchen werde, aber dann bin ich echt einer der gr??ten Helden unter den Spielern. Ja Traum, denn in letzter Zeit drehen sich meine Gedanken auch in den wenigen Stunden abseits des Rechners rund um das Spielgeschehen. Was mach ich heute, was morgen, wo muss ich hinreisen, mit wem muss ich noch welchen Tempel erobern, welche R?stung muss ich mir noch bauen lassen, wie viel Gold mit meinem Ingame-Beruf erarbeiten.
Vor kurzen hat einer meiner besten Freunde im Game aufgeh?rt mit spielen und bei seinem sehr ergreifenden Abschiedseintrag im Forum konnte ich mir 2, 3 Tr?nen nicht verkneifen. Ich kann mir das immer noch nicht vorstellen, wie das alles ohne ihn aussehen soll? wir haben doch immer alles zusammen gemacht. Ich weiss noch wie er sagte: ?Weck deine Eltern nicht? als ich mitten in der Nacht schrie als h?tte ich eine Weltmeisterschaft gewonnen, nur weil ich endlich die Waffe bekommen hab, die ich vergeblich versucht habe seit Monaten zu ergattern. Ja, wenn ich so recht ?berlege bin ich emotional schon ziemlich an das Spiel gebunden. Meine Launen wachsen und d?mpfen sich mit dem Spielgeschehen. Erreiche ich etwas neues, bin ich gut gelaunt, motiviert und spr?he vor neuem ergeiz, habe ich hingegen mit Misserfolgen zu k?mpfen macht sich unter uns der Frust breit.
Nebenwirkungen:
Ich habe in den letzten Monaten versucht, mit jedem ?ber WoW zu reden, der mir ?ber den Weg lief, ganz egal ob er selber spielt oder nicht. Es ging immer darum noch mehr zu erfahren, Tipps zu bekommen, oder sich in Fachgespr?chen weiter zu entwickeln. Das ist sicher Grund daf?r warum ich nichts mehr mit meinen alten Freunden zu tun habe. Sie haben einfach kein Verst?ndnis daf?r und verstehen nicht worum es geht und was ich erreicht habe! Daf?r wurde jeder, der mir nur ansatzweise zugeh?rt hat, als ein idealer Gespr?chspartner eingestuft und wenn er selbst nicht spielt, habe ich ihn versucht davon zu ?berzeugen, mit dem spielen zu beginnen. Als w?re ich in einer Sekte und werbe um neue Mitglieder, nur damit die Spielergemeinschaft w?chst. Sogar meine Freunde habe ich anfangs vergebens versucht in diese virtuelle Welt zu ziehen, vielleicht, damit ich endlich mal wieder was mit ihnen unternehme ohne gleich aufs spielen verzichten zu m?ssen, oder mein Zimmer zu verlassen. Eigentlich wurden die parallelen zwischen realem Leben und dem virtuellen immer verschwommener, denn ich habe im Spiel ein komplett neues Leben geschaffen in dem ich Verbindungen zu anderen aufgebaut habe, die ich dann wieder pflegen musste. Ich musste in einem System funktionieren, dass in unserer Gilde (Deutschlandweit Platz 1) schon milit?rische Ans?tze hatte, denn jeden Abend wurde absolute P?nktlichkeit, Disziplin und Konzentration von jedem einzelnen gefordert, da der Druck von aussen stetig wuchs, neue Erfolge zu erzielen. Ich musste im Spiele Aufgaben erledigen, einkaufen, meinem Job nachgehen und hab immer mehr versucht die 24 Stunden, die mir am Tag zur Verf?gung stehen, auf 2 Leben aufzuteilen. Dabei war nicht selten das Resultat, dass in der einen Welt etwas auf der Strecke blieb, was in der anderen Welt f?r Fortschritt sorgte. Ich hab quasi in einem Leben verloren und daf?r im anderen gewonnen. Um dass alles dann noch effektiver zu verbinden habe ich versucht meine reellen Freunde noch mit ins Spielgeschehen mit einzubinden, aber auch mein K?rper passte sich immer pr?ziser dem Spielgeschehen an, dass ich zum Beispiel immer p?nktlich zu den Spielpausen Hunger bekam und auf Toilette musste, somit bin ich ein f?r meine Begriffe noch effizienterer Spieler geworden. Ich z?hlte ohnehin als sehr diszipliniert in unserer SpielCommuntiy.
Ist das Spiel einmal durch w?chentliche Wartungsarbeiten o.a. nicht erreichbar, so weiss man gar nicht recht was man machen soll. Doch statt mal an die frische Luft zu gehen oder sich andersweitig zu besch?ftigen macht man sich ?ber jede Informationsquelle im Internet her, denn man muss ja am Rechner bleiben, damit man sich sofort wieder einloggen kann, wenn der Spielserver wieder da ist. So ist es nicht selten der Fall, dass zu Zeiten der ?Serverdowns? s?mtliche WoW-Seiten im Netz v?llig ?berlastet abst?rzen, weil Millionen von Spielern gleichzeitig versuchen ihren Wissensdurst zu stillen.
Ich habe keinen meiner alten Freunde mehr, von meiner damaligen Freundin ganz zu schweigen. Ich habe nach 16 Jahren meinen Sport aufgegeben, f?hre meine Hobbys nicht mehr aus und das Klavier wurde seit mehr als 1 Jahr nicht mehr angefasst. Ich habe 15 Kg zugenommen und beim Fitnesstest vor 2 Wochen (den ich aus eigenem Interesse absolvierte) ein biologisches Alter von 28 best?tigt bekommen, was bedeutet, dass ich vom letzten Test bis jetzt in 24 Monaten um 8 Jahre gealtert bin. Ich sehe blass und ungesund aus, was auch an meiner etwas ungepflegten Friseur liegen kann. Meine Seekraft hat sich um 25 Prozent reduziert. In der Uni kann ich dem Unterrichtsstoff schon seit geraumer Zeit nicht mehr folgen, weil ich seit 5 Monaten mit Kopfh?rer spiele, was schon lange keinen mehr Interessiert. Da ich in den Pausen kein Bock hab aufzustehen, dr?ck ich meistens meiner Banknachbarin ein paar cent in die Hand, damit sie mir einen Riegel aus dem Automaten mitbringt. Sie ist ohnehin eine der wenigen die den Raum verl?sst, da die 3 Mitsch?ler um mich herum zum Beispiel auch bereits das Spiel installiert haben und sie immer nur wie benebelt ein ?Ja warte, gleich? von sich geben, wenn man sie einmal anspricht.
Ich weiss das ich die letzten 2 Jahre im realen Leben nichts erreicht habe? Ich weiss, dass ich eher 10 Schritte zur?ck gemacht hab. Wo k?nnte ich jetzt stehen, wenn ich die mittlerweile fast 5000 Stunden in etwas anderes investiert h?tte. H?tte ich stattdessen Klavier gespielt, w?re ich sicher besser als Elton John? H?tte ich 5000 Stunden damit verbracht B?cher ?ber Krebs zu lesen, w?re ich sicher einer der angesagtesten Experten auf dem Gebiet. Oder h?tte ich einfach nur, f?r 5 Euro in der Stunde, irgendwo einen Nebenjob angetreten, so k?nnt ich jetzt 25000 Euro mehr auf meinem Konto verbuchen. Statt dessen tauchen immer wieder h?ufiger ?berweisungen auf, bei denen Spielg?ter mit realem Geld gekauft wurden.
Ich kann mir nicht ausmalen, wie viel von den mittlerweile ?ber 6 Millionen Spieler das gleiche durchmachen wie ich es hier beschreibe, ich weiss nur, dass es eine ganze Menge sein m?ssen, denn all die Spieler, mit denen ich zu tun hatte, weisen die gleichen Symptome auf und genauso wie ich ?ber solch Warnungen wie hier, immer hinweg gelesen habe, werden auch andere diesen Artikel abwenden und meinen ?So freaky bin ich nicht, ich hab das alles im Griff? Dabei versuche ich jetzt nur noch vergebens ein paar Leute zu retten, von denen ich denke, dass sie im wahren Leben weitaus mehr erreichen k?nnen, als eine Spielfigur zu steuern. Denn alleine die Leader meiner Gilde, die Tag und Nacht f?r effizienteren Spielfluss und einer optimierteren Abstimmung sorgen und t?glich mit einem ungeheuren organisatorischen Aufwand viele kleinere Firmen locker ?bertrumpfen, w?rden in jedem gr??eren unternehmen, einen wahrhaft hervorragenden Manager abgeben. Fazit ist, dass das hier nicht das Schicksal eines einzelnen Darstellt, sondern vielmehr nur das Spiegelbild einer gro?en Masse ist und wenn ich nur einen einzigen Spielern die Augen ge?ffnet habe, war es den Aufwand wert, dass hier alles zu schreiben, denn solange man mitten im Spielgeschehen steht, mit Spielern die alle den gleichen Alltag an den Tag legen, solange wird man auch nicht die gravierenden Kontraste zur realen Welt sehen, die selbst ich erst wieder nach einer kleinen Spielpause erkannt hab.
Ich f?hle mich immer noch unwohl und kann mich selbst nicht verstehen, wie ich nach diesem Artikel und all den damit verbunden Erkenntnissen immer noch eine ungeheure Lust versp?re mich jetzt sofort wieder einzuloggen. Doch ich stelle mich diesen Entzugserscheinungen und m?chte den Absprung von dem definitiv aufregendsten Spiel der Neuzeit schaffen, damit ich mein reales Leben wieder auf die Reihe bekomme und die drastischen Wendungen in meinem Leben wieder zum guten kehre.
Im ?brigen habe ich meinen Opa immer noch nicht besucht, dabei liegt er seit 7 Monaten nicht mehr im Krankenhaus?. Sondern auf dem Friedhof!
Andy aka. Tinitus
EU. Frostwolf
Link zum Thema: http://forums.wow-europe.com/thread.html...9012&sid=3
Ich wei?, dass z.B. Balulie und Thunder WoW spielen - f?hlt euch bitte nicht angegriffen. Das war n?mlich nicht meine Absicht. :01:
M?chte das Thema Suchtgefahr bei PC-/Internetspielen einfach mal zur Diskussion stellen.
LG mercy