Hab ich noch gar nicht gezeigt. Vor zwei Wochen habe ich einen Distelfink gefunden.
Der Ästling war offenbar gerade frisch aus dem Nest, denn fliegen konnte er noch nicht.
Er war auf dem Spielplatz gegenüber, wo er keinerlei Deckung finden konnte.
Daher hatte er offenbar schon seit längerer Zeit vergeblich versucht, die senkrechten Stämme der großen Lindenbäume hochzuklettern.
Als ich das verzweifelt flatternde Ding am Baumstamm sah, dachte ich erst an eine Fledermaus, die sich dort verfangen hatte.
Der Kleine war von dem Kampf gegen die Schwerkraft völlig verausgabt, und es hatten gerade mehrere Katzen Freigang.
Daher habe ich entschieden, ihn mit reinzunehmen. Das stellte sich als richtige Entscheidung heraus als ich ihn genauer anschaute.
Wenn Vögel nicht mehr richtig krallen und diesen dumpfen Ausdruck in den Augen haben, dann sind sie meist schon sehr schwach.
Ich habe langsam einen Blick für, schwache Tiere zu erkennen, auch wenn sie versuchen es zu verbergen.
Etwas Futter (ich hab immer Notrationen im Haus) und Wasser hat er auch bekommen, um am Anfang hat er sich nur sehr wenig dagegen gewehrt.
Als er erst Mal wieder was intus hatte, hab ich ihn in einem abgedeckten Käfig zur Ruhe kommen lassen.
Nach einer Stunde habe ich es noch Mal versucht, und siehe da, er hat gekrallt und sich heftig gegen die Fütterung gewehrt.
Also kam er am gleichen Tag noch wieder raus, damit die Eltern wieder übernehmen können.
Kara wollte ihn gleich behalten, hat es dann aber eingesehen, dass Wildtiere keine Spielzeuge sind, und dass wir einem gesunden Wildvogel keinen Gefallen tun, wenn wir ihn als Haustier behalten.
Wir haben dann aus dem Küchenfenster gemeinsam beobachtet, wie die Eltern zum Füttern gekommen sind.
Man muss mit diesen Ästlingen sehr vorsichtig sein! Sie versuchen nicht zu fliehen und verlassen sich stattdessen auf ihre Tarnung.
Siehe auch das Video mit dem Spatz im Tränenden Herz. Daher könnte man fälschlicherweise annehmen, dass sie schwach oder zahm sind.
Die Wahrheit ist aber, dass sie wenn zum Beispiel unwissende Kinder mit ihnen spielen, sie vom Stress sterben können!
Findet man also einen Ästling auf freier Fläche, setzt man im am Besten einfach in unmittelbarer Nähe (wo die Eltern ihn suchen) in ein Gebüsch, wo er Deckung findet und schaut aus der Entfernung nach, ob die Eltern weiter versorgen. Die Eltern interessiert es nicht, ob man ihn angefasst hat, also keine Sorge deswegen.
Ist man aber überzeugt, dass der Ästling sehr schwach ist, krank oder verletzt ist, und die Eltern auch nach Stunden nicht zurückkehren, dann versucht man am besten gar nicht erst herumzudoktorn oder Futter reinzuwürgen.
Die Pflege und Fütterung von Wildvögeln ist sehr schwierig, und sie sind wie gesagt extrem stressempfindlich. Am Besten ruft man bei einem Tierarzt an, der kann einem meist weiter vermitteln, oder schaut nach Kontakten für Wildvogelhilfe im Internet nach.
Es war zwar nur ein Intermezzo mit dem Distelfink, aber immerhin mal wieder eine Erfolgsgeschichte.