06.05.2017 01:11
Zitat:Zum anderen kann das Individuum von der Gesellschaft ausgeschlossen werden.
Ein Outlet zu haben und über Probleme, Sorgen und negative Gefühle zu reden, kann negativen Gefühlseinflüssen viel entgegensetzen. Jene Leute im Umfeld, die damit nicht recht umzugehen wissen, belastet das aber auf Dauer. Verständlicher Weise möchten sie dann nicht mehr mit dem-/ derjenigen Kontakt haben, wenn die Gespräche (oder die bloße Aura) sie regelmäßig runterzieht. Das kann dazu führen, dass man in einer depressiven Episode ganz schnell allein dasteht. Dann fühlt sich der-/ diejenige bald schlecht eben weil er/sie sich schlecht fühlt. ...Das zu umgehen verheimlichen manche dann den eigenen Seelenzustand (fake it 'till you make it). Das kostet aber Mühe und zehrt an den Kraftreserven, und zwar zusätzlich zur ohnehin bedrückenden Gefühlslast. So füttert sich die Depression gewissermaßen selbst.
Es ist ein Dilemma.
A) Sprich mit Freunden und du riskierst, wenig hilfreiche Kommentare wie "das ist doch gar nicht so schlimm" (gut gemeint aber letztendlich kontraproduktiv) oder "du WILLST doch depressiv sein!" (wenn sie schon genervt vom "Gejammer" sind) zu bekommen. Oder man riskiert sogar dass sie den Kontakt ganz einstellen.
B) Sprich mit niemandem, was das Gefühl der Isolation verschlimmert, und versuch so "normal" wie möglich zu erscheinen, was einen noch mehr Energie absaugt.
Mir persönlich hilft es sehr, wenn ich weiß, dass einfach jemand da ist und zuhört. Ich erwarte keine Problemlösungen, keine Ratschläge, ich brauche nur das Gefühl, dass ich nicht alleine bin und dass meine Erfahrungen und Gefühle eine Berechtigung haben.
Dass man auch negative Gefühle haben "darf", weil eben wirklich verdammt viel Scheiß passiert, und man trotzdem nicht verlassen wird.
Solche Freundschaften sind aber leider sehr selten.