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Changeling
#3

Die Polizei, dein Feind und Verderber
Cint Eastwoods hanebüchene Geschichte zwischen Gut und Böse mit einer Überdosis Jolie-Magie


Von Martin Jasper
Die Lippen glühen tiefrot aus dem dezenten Braungrau des 20er-Jahre-Dekors wie weiche, von innen beleuchtete Kissen. Und dazu
die Augen! Groß, dunkel, brunnentief. Angelina Jolie ist eine jener Erscheinungen, die Kino in Magie verwandeln können.
Allerdings pumpt Clint Eastwood entschieden eine Überdosis Jolie-Magie in seinen neuen Film.
"Der fremde Sohn" heißt der Film. In einem bemerkenswerten Coup präsentiert das Braunschweiger Filmfest ihn frisch synchronisiert als deutsche Erstaufführung. Eastwood verschränkt ein Polizei-Drama mit einem Massenmord-Horrorthriller. Die Geschichte hat in den besten Momenten die unausweichliche Katastrophenlogik des Albtraums. Aber sie ist eigentlich hanebüchen. Jolie spielt eine alleinerziehende Mutter. Als sie eines Tages von der Arbeit zurückkehrt, ist ihr kleiner Sohn verschwunden. Wochen später bringt die Polizei ihr stolz das Kind zurück. Doch die Mutter erstarrt: "Dies ist nicht mein Sohn."
Okay, denkt jetzt der Zuschauer, wenn eine Mutter das sagt, dann wird das wohl so sein. Die Polizei denkt anders. Die Polizei ist selbstherrlich, korrupt und diktatorisch. Wenn die Polizei Ihnen sagt, das ist Ihr
Sohn, dann ist er es. Punkt. Hier wird’s hanebüchen. Selbst als sich herausstellt, dass der neue Sohn zehn Zentimeter kleiner ist als
der verschwundene, bleibt die Polizei unbeirrbar. Die Mutter wird als Querulantin schikaniert, bis sie im Irrenhaus landet.
Da gibt es schauderhafte Momente, wo Vollstrecker des Polizeiwillens mit beamtengrauen Opportunisten vollstrecken – ein ehrgeiziger Polizei-Zyniker,ein jovial verlogener Kinderarzt, ein kafkaesk penibler Irrenarzt. Gegen dieses Wahnsytem steht nur ein unerschrockener Pastor.Und eben Angelina Jolie. Das ist das Problem: Es geht hier wie oft bei Eastwood um die Selbstbehauptung des Einzelnen in einer kranken Gesellschaft. Doch Angelina Jolie gerät in diesem moralischen simpel nach Gut und Böse gestrickten Streifen zur Ikone der heldenhaften Mutter, zum Close-Up des glühenden Leidens. Sie ist ein heroisches Abziehbild ohne Zwischentöne, ohne Brechungen.
Am Ende siegt das Gute, das Böse fällt, wir denken an Obama und denken: Noch ist Amerika nicht verloren!

Quelle: http://www.newsclick.de/index.jsp/menuid...id/9394237

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[Bild: B-rchen-f-r-signatur.gif]
Wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgenwo ein Superbär!
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Nachrichten in diesem Thema
Changeling - von Balulie - 08.10.2008 10:03
[Kein Betreff] - von Balulie - 08.10.2008 10:20
[Kein Betreff] - von Balulie - 06.11.2008 13:00

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