Anfang August habe ich spontan entschlossen auf die Gamescom zu fahren – etwas arg knapp, wie ich bei der Zimmerbuchung feststellen musste: Ab 22. August waren allen erschwinglichen Unterkünfte ausgebucht, aber glücklicherweise konnte ich schon am 21. August auf die Gamescom, weshalb ich zwei ganze Tage auf Europas größter Spielemesse hatte.
Die Anreise
Am 20. August morgens bin ich von der Kleinstadt München in die Dom-Metropole Köln aufgebrochen. Meine erste Impression als ich bei der Ankunft in Köln gegen 14:00 Uhr die Treppen von der U-Bahn hochkam: „Boah, ist der Dom riesig, aber gestrichen müsste er mal wieder werden.“ Nach einem kurzen Staunen, habe ich mich aufgrund des Gewichts meines Rucksackes entschieden, erst mal in der Jugendherberge Köln-Riehl einzuchecken. Im Gegensatz zu den anderen beiden Jugendherbergen in Köln liegt die zwar nicht direkt im Stadtkern, mit der U-Bahn sind es aber von dort aus gerade mal rund zehn Minuten zum Hauptbahnhof und zur Messe Köln. Mein sonstiger Eindruck von der Jugendherberge: Sauber, sehr freundliches und hilfsbereites Personal sowie ein reichlich gedecktes Frühstücksbuffet. Auch die anderen Jugendherbergen in Köln sollen sehr gut sein, was ich bisher so gelesen habe – 27 Euro pro Nacht mit Frühstück zur Messezeit, da kann man echt nichts falsch machen.
Köln – der Rheinpark, die Shopping-Meile und natürlich der Dom
Nach Bett beziehen, Sachen im Schrank verstauen und etwas frisch machen, ging’s dann zum Sightseeing nach Köln. Beim Dom war’s mir etwas zu überfüllt, weshalb es mich erst mal an den Rhein gezogen hat. Das näher am Dom gelegene Rheinufer (Konrad-Adenauer-Ufer) ist schon einen Spaziergang wert, aber der absolute Hammer war für mich der Rheinpark am anderen Ufer mit seiner vielfältigen Botanik, Brücken, Kaninchen und Enten. Gegen Abend habe ich mir dann die Kölner Innenstadt angesehen. Der Dom ist, wie schon vorher geschrieben, was seine Ausmaße betrifft, absolut überwältigend. Also unbedingt mal davor stellen und hinauf gucken, da wird einem fast schon ein bisschen schwindelig. 😉 Direkt vom Domplatz gelangt man auch in die Shopping-Meile Kölns. War zwar nett mal zu gesehen haben, aber ist jetzt meiner Meinung nach keine Must-go-Area, wenn man nicht gerade einkaufen will. Besser gefallen hat mir der nordwestliche Teil der Innenstadt, wo ich zuvor war. Da ist alles etwas kleiner, niedlicher und weniger von Touristen überlaufen.
Gamescom Tag 1 – Assassin’s Creed Black Flag
Am 21. August war für mich und trotz Fachbesuchertag auch für viele andere der erste Tag auf der Gamescom. Gegen 08:40 Uhr war die Eingangshalle am am Eingang Süd schon zur Hälfte gefüllt. Nachdem ich mir noch schnell an der Garderobe ein Altersband geholt hatte, habe ich mich in die Masse von Gamern gestellt und bis zur Messeeröffnung um 9:00 Uhr gewartet. Bis ich drin war, war es dann aber schon 09:30 Uhr. Wobei man sich vermutlich auch nicht am Eingang Süd anstellen sollte. Ich war zwar noch nie zuvor auf der Gamescom, aber ich denke, dass der Eingang Süd immer voller ist, da da nicht nur S-Bahnen, sondern auch sämtliche Regional- und Fernzüge halten. Ich bin dann erst mal durch die Messehallen geschlendert und habe ganz viel Fotos von den Ständen gemacht – ein Riesenfehler. Ich kann nur jedem raten, der am Fachbesuchertag auf die Gamescom kann, an diesem Tag so viel anzuspielen, wie nur geht. Denn am nächsten Tag, als die Messe für alle geöffnet war, war sie brechend voll und man musste mehrere Stunden für zehn Minuten spielen anstehen beziehungsweise ansitzen (einen Campingstuhl auf die Gamescom mitzunehmen ist auf keinen Fall die schlechteste Idee). Gut, gegen Mittag habe ich mich dann mit Piper und ihren Freund zum Anspielen von “Assassin’s Creed 4 – Black Flag” getroffen, wobei mich die beiden zunächst dazu überzeugen mussten, mit reinzugehen. Bei der Demo sollte man mehrere Ziele beschießen, während man das Kampfschiff steuert. Nun ja, solche Spielpassagen gab es beim Vorgängertitel ja auch schon. Allgemein bin ich jetzt aber auch kein Fan von “Assassin’s Creed”, vielleicht war ich deshalb einfach nicht so überwältigt vom Titel.
Gamescom Tag 1 – Wolfenstein The New Order und Titanfall
Nach einer kurzen Mittagspause bei selbst mitgebrachter Salami und Käse-Kürbiskern-Kräckern (auf der Gamescom ist Essen und Trinken ziemlich teuer) habe ich “Wolfenstein – The New Order” angespielt. Im Vorfeld wurde ja angekündigt, dass das Spiel im Gegensatz zu den Vorgängern endlich mal eine tiefere Handlung mit interessant gestalteten Charakteren besitzen soll. Davon kam in der Demo nichts rüber, aber von dem kurzen Anspielen lässt sich noch nicht darauf schließen, wie das komplette Spiel am Ende storymäßig wird. Die Hauptfigur Blazkowicz soll mal wieder gegen Nazis kämpfen, die im aktuellen “Wolfenstein” noch im Jahr 1960 an der Macht sind. Neben Soldaten, die Blazkowicz schon mal mit dem Messer umlegt, geben die großen Kampfroboter nur nach ordentlichem Beschuss klein bei. Da die Maschinen gut austeilen können, sollte man immer schön in Deckung bleiben. Rein spielerisch hinterließ die Demo bei mir den Eindruck eines durchschnittlichen Shooters mit ganz ansehnlicher Grafik. Weiter ging’s dann für mich mit “Titanfall”, einem neuen Titel der “Call-of-Duty”-Macher, der Anfang 2014 bei EA erscheinen soll. So wie ich das verstanden habe, ist “Titanfall” ein reines Multiplayer-Spiel, das aber wohl trotzdem in Zwischensequenzen immer mal wieder so etwas wie eine Geschichte erzählen will. Obwohl ich die schlechteste Spielerin in der Partie war, fand ich “Titanfall” ziemlich cool. Neben jede Menge Rumms und Wumms, wie man es schon von “Call of Duty” kennt, kombiniert “Titanfall” Elemente anderer Spiele und sorgt damit für Abwechslung: Die Soldaten können beispielsweise Wände hinauflaufen und sich so nicht nur Straßen- sondern auch Dachschlachten liefern. Wer keinen Bock hat, sich die Füße wund zu latschen und mal richtig was zerstören möchte, steigt in seinen Titan, einem sieben Meter hohen Kampfroboter. In der Demo konnte man drei verschiedene Titan-Typen mit drei verschiedenen Arten von Soldaten kombinieren, wobei sich durch jedes Gespann andere Kampfmöglichkeiten ergeben sollen. Ob dem tatsächlich so ist oder ob es sich dabei mehr um Marketing-Geschwätz handelt, wird sich wohl erst zeigen, wenn das Spiel draußen ist und man die Kombinationen ausreichend testen konnte, aber die Idee ist schon mal nicht schlecht. Interessant ist auch, dass die beiden gegnerischen Teams am Ende jeder Partie zusätzliche Punkte sammeln können. So muss das Gewinner-Team die Verlierer am Rückzug hindern, während die Verlierer entkommen müssen und dabei am Besten noch möglichst viele ihrer Widersacher zur Strecke bringen. Klar, ein tiefgründiger Titel wird “Titanfall” wohl nicht, aber actiongeladen und alternativ mit ziemlicher Sicherheit. Nach noch etwas herumlaufen auf der Gamescom bin ich dann gegen 18:30 Uhr zurück in die Jugendherberge gefahren und war so müde, dass ich schon um 22:00 Uhr ins Bett gefallen bin.
Gamescom – Tag 2
Am nächsten Tag war ich recht geschlaucht (zwei meiner Zimmermitbewohnerinnen kamen gegen halb zwei in die Jugendherberge und die vierte erst um vier Uhr morgens und schon die beiden Tage davor hatte ich kaum mehr als fünf Stunden geschlafen). Ohne Kaffee hätte ich es wahrscheinlich gar nicht zur Gamescom geschafft, sondern wäre irgendwo auf der 500 Meter kurzen Strecke zwischen Jugendherberge und U-Bahn-Station umgefallen und liegengeblieben. xD Deshalb: Ja, Piper mir ging es auch so wie dir. Dieses Mal war ich schlauer und habe mich am Eingang Ost angestellt, bin dann einige Minuten nach 9:00 Uhr reingekommen. Allerdings ging das wohl auch bloß, weil ich bei den Fachbesuchern stand, die im Gegensatz zu den anderen Besuchern im Vorraum und nicht draußen warten mussten. Dann bin ich gleich mal zu “Watchdogs” gelaufen, wo ich nur etwa ein halbe Stunde anstehen musste. Hauptziel ist es, möglichst viele Rechenzentren einer großen Firma zu hacken, um Zugriff auf sämtliche Datensätze – auch die zahlreicher Bürger zu bekommen – in Zeiten von PRISM nicht nur storymäßig spannend, sondern auch das Spielprinzip macht Lust auf mehr. Neben typischen Schieß- und Autofahreinlagen, wie sie ein bisschen an “GTA” oder “Mafia” erinnern, muss sich der Hauptcharakter Aiden in die einzelnen Niederlassungen des Datensammlungskonzern schleichen und sich physischen Zugriff zum Zentralrechner verschaffen, um die Systeme unter seine Kontrolle zu bringen. Um eine Taktik zu entwickeln, wie man Aiden am Besten unendeckt zum Zentralrechner schleust, lassen sich Überwachungskameras hacken. So zumindest die Theorie, beim Anspielen am öffentlichen Stand gab’s nur die langweilige App zu “Watchdogs” zum Ausprobieren. Damit kann man vom Smartphone oder Tablet aus eine Multiplayer-Partie gegen einen Kumpel am PC oder Konsole spielen. Der Mobilgerätdaddler verfolgt in der Rolle der Polizei den stationären Spieler, indem er mit einem Tipp auf den Touchscreen Polizeihubschrauber und Streifenwagen auf einer virtuellen Karte durch die Stadt schickt, um Aiden aufzuhalten. Für den PC- oder Konsolenspieler mag die Verfolgungsjagd ganz spannend sein, ich am Tablet fand es dagegen einfach nur einschläfernd. Schade, dass Publisher Ubisoft einem an sich ansprechenden Titel wie “Watchdogs” so eine derart fade Gamescom-Demo spendiert hat.
Spannender fand ich “The Evil Within” vom Resident Evil-Schöpfer Shinji Mikami, auch, wenn man das nicht selbst spielen konnte, sondern in einem Video nur die ersten Spielszenen gezeigt wurden, die schon vor der Gamescom veröffentlicht wurden. So wie es aussah, dürfte es kein revolutionäres Horror-Game werden, aber die Handlung fand ich fesselnd, wie bei einem guten Horrorfilm: Der Hauptcharakter, ein Polizist namens Sebastian, wird zu einem Einsatz in einer Nervenheilanstalt bestellt, wo er recht schnell feststellt, dass er es nicht mit üblichen Verrückten zu tun hat, sondern in den Gemäuern etwas Größeres, Bedrohlicheres wütet. Was das genau ist, wird natürlich noch nicht verraten. Auf jeden Fall hängt Sebastian dann relativ schnell kopfüber inmitten verwesender Leichen an einem Seil. Durch das Messer, das im Bein seines toten Gegenübers steckt, kann er sich losschneiden, um dann wildgewordenen abscheulichen Kreaturen mit Motorsägen zu entkommen und gegen Ende der Demo festzustellen, dass die Welt verwüstet wurde – ideale Voraussetzungen für ein Horrorüberlebensdrama.
Eins meiner Gamescom-Highlights war übrigens, dass ich coldmirror getroffen habe und das ohne, dass sie von einer Traube von Menschen umringt war. Sie sieht in Echt genau so wie in ihren Videos aus, aber man kann sich auch ernst mit ihr unterhalten. Gut, mich überrascht das jetzt nicht, aber es gibt ja zahlreiche Fanvideos mit ihr, wo sie dann nur Scheiß macht (ist dann von den Fans wohl auch so gewünscht). Sie meinte, dass sie eigentlich auf der Gamescom wäre, um Let’s Plays zu machen, aber dass das aufgrund der vielen Leute schwierig werden würde. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass am Donnerstag schon so viel los ist, weil das sonst ja immer nur am Wochenende so war. Sie hat dann auch erzählt, dass es bei ihr am nächsten Tag gleich in den Urlaub weitergeht und dass sie darüber ganz froh ist, eben weil die Gamescom so voll war. Ein Autogramm hab ich mir dann auch noch gesichert. 😀 Foto gibt’s keins – ich find das irgendwie blöd, sich mit jemanden ablichten zu lassen, nur weil er/sie bekannt ist. Schließlich kennt man die Leute gar nicht wirklich.
So viel Freude wie mir die Gamescom gemacht hat, an dem Tag war sie echt voll. Konnte man sich am Fachbesuchertag noch weitgehend frei durch Gänge und Hallen bewegen, kam man am 22. August an bestimmten Stellen nur sehr langsam voran. Dazu unten auch mal ein Vergleichsfoto. Links das vom Fachbesuchertag, rechts das vom ersten offiziellen Gamescom-Tag, wobei das sowieso noch von einer Stelle war, wo nicht so viel los war. Deswegen bin ich dann nach dem Mittagessen auch in die Halle 10, wo weniger los war. Highlights der sogenannten “Event Area” waren für mich die Cosplayer (auch mehrere Laras hab ich gesehen) und die Casemodder (Bilder siehe unten). Um 18:00 Uhr war es für mich aber Zeit die Gamescom zu verlassen, um mit dem Zug zurück nach München zu fahren. Einerseits wäre ich gerne noch ein, zwei Tage länger auf der Gamescom geblieben, andererseits haben mir die Menschenmassen gereicht, ich war müde und anspielen konnte man sowieso nichts mehr, ohne ewig zu warten.